Sagst du gerne nein? Wahrscheinlich nicht, oder? Denn Ablehnung fühlt sich nie wirklich gut an. Und dabei ist es völlig egal, ob man sie selbst erlebt oder ob man eine Aufgabe oder Anfrage mit einem „nein“ abschmettert. Gerade als Azubi neigt man dazu, eher ja zu etwas zu sagen, auch wenn man dies eigentlich nicht möchte. Dafür gibt es viele Gründe: Man hat Angst vor Konsequenzen oder davor, nicht mehr gemocht zu werden, will nicht als egoistisch gelten oder will schlichtweg das Gefühl haben, gebraucht zu werden.
Und als Azubi kommt dann noch hinzu, dass man nun mal ziemlich weit am Ende der „Hierarchie-Kette“ steht und sich oft starkem Druck ausgesetzt fühlt. Aber was passiert mit dir, wenn du immer nur Ja sagst? Und wie fällt es leichter, Nein zu sagen?
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Denke an die (gesundheitlichen) Konsequenzen
Egal wie wichtig es dir ist, als Azubi gemocht und gebraucht zu werden: Du und deine Gesundheit stehen immer an erster Stelle. Das alleine ist der wichtigste Grund, auch mal Nein zu sagen. Denn wenn du immer nur Ja sagst, kann das ganz schön fiese (gesundheitliche) Konsequenzen für dich haben. Indem du dir immer mehr Aufgaben aufhalst, entsteht Stress und Zeitdruck, der dafür sorgt, dass alles aus dem Ruder läuft. Du fühlst dich unwohl und bist demotiviert, schläfst evtl. nicht gut oder viel zu wenig. Hast weniger Zeit für deine Freunde oder Familie und es entsteht Streit, auch am Arbeitsplatz.
Diese Liste könnten wir noch ewig weiterführen aber wir machen es kurz: Kenne deine persönlichen Grenzen und achte auf deine Gesundheit.
Nicht alles ist erlaubt
Mal angenommen du bist minderjährig, Azubi, es ist kurz vor Feierabend und dein Chef verlangt von dir, dass du noch mal eben diese und jene Aufgabe erledigen sollst. Dann darfst du diese Aufgabe ablehnen, denn sie ist (nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz) sogar verboten! Es gibt jede Menge Gesetze und Verordnungen, die dir das „Nein“ sagen im Prinzip abnehmen. So darfst du als Azubi generell eigentlich keine Überstunden machen (hier gibt es jedoch ein paar Sonderregelungen). Heißt: Sobald du von einer Aufgabe so eingenommen wirst, dass du sie nur in der Pause oder durch Überstunden erledigen kannst, darfst du die Aufgabe ablehnen.
Gleiches gilt bei gefährlichen Aufgaben sowie bei Aufgaben, die dich körperlich oder fachlich überfordern. Und auch wenn du in privater Mission für den Chef dienen sollst, z.B. als Babysitter oder Kaffee-Kochdienst, ist dies nicht erlaubt. Hier muss dein Ausbilder sogar mit Geldstrafen bis zu 5.000€ rechnen oder seine Ausbildereignung abgeben. Auch wenn man dich als Azubi-Ersatzkraft einsetzen möchte, z.B. weil die Reinigungskraft krank ist, steht es dir rechtlich zu Nein zu sagen, denn auch das ist verboten.
Erkenne die Strategien
Um selbst Arbeit abzugeben und andere zu überreden können Menschen ganz schön kreativ werden. Wenn dein Kollege oder deine Kollegin vor dir steht und sagt, dass er oder sie es nicht rechtzeitig zum Kindergarten schaffen, wenn du die Aufgabe nicht übernimmst – würdest du dann trotzdem nein sagen? Schuldgefühle erzeugen ist nur eine Strategie, die oft zum Überreden verwendet wird. Weitere Taktiken sind Erpressung oder Bestechung, Druck oder Überrumpelung oder auch Schmeicheleien á la „Du bist doch schon so gut darin, das schaffst du doch in Windeseile“.
Sei also aufmerksam und versuche solche Vorgehensweisen zu enttarnen, denn dann kannst du gut darauf reagieren. Bei Schmeicheleien kannst du ehrlich antworten und sagen, dass dir das Lob zwar schmeichelt, aber dass du die Aufgabe dennoch nicht mehr schaffen wirst. Wahre Wunder bewirkt ziemlich oft auch die Frage nach Bedenkzeit. Wenn man dir eine Aufgabe aufdrücken will und du entgegnest, dass du kurz ein paar Minuten darüber nachdenkst und dich dann dazu meldest erledigt sich die Anfrage meist von selbst.
So sagst du nein
Natürlich solltest du niemandem dein nein einfach so an den Kopf werfen, denn dann könnten deine Ängste vielleicht Wirklichkeit werden. Achte auf deine Körperhaltung, deinen Ton aber bleib bei allem auch Selbstbewusst. Durch eine freundliche, korrekte und direkte Kommunikation erweckst du Verständnis bei deinem Gegenüber und musst nicht befürchten, als egoistisch oder faul wahrgenommen zu werden. Aufrechtes Sitzen, Blickkontakt halten und Verständnis zeigen helfen ebenso.



